I. Kapitel
„Mami, Mami.“ rief Lara und
rannte auf Nina zu mit
einigen Wiesenblumen in der
Hand.
„Hier für dich.“ freudig lächelnd
übergab sie ihrer
Mutter den
Blumenstrauß.
„Lieb von dir.“ antwortete Nina
brav und nahm ihr den
Strauß ab.
„Komm, geh wieder spielen.“
wollte sie gerade sagen.
Aber da war ihre kleine Lara
schon wieder weggerannt.
Nina war mit Lara auf den
Spielplatz gegangen, der
nicht weit von ihrer Wohnung
entfernt lag. Mit glücklichem
Blick schaute sie ihrem kleinen
Sonnenschein
hinterher. Sie hatten ein
wirklich süßes Kind, ihr Mann
Joachim und sie. Und sie hatte
mit Joachim auch einen
wirklich guten Mann. Ihre
Gedanken zogen sie in die
Vergangenheit. Es war eine
wundersame Fügung des
Schicksals gewesen, dass damals
doch noch alles gut
gegangen war. Und dass sie jetzt
hier so entspannt auf
der Parkbank sitzen konnte. Ihre
Tochter durfte ihre
Tochter sein und ihr Mann ihr
Mann. Aber das war
nicht immer so gewesen. Nina
dachte an die Zeit um
ihren sechsundzwanzigsten
Geburtstag zurück, der ihre
Familie durcheinander brachte und
viel Kummer und
Tränen auslöste.
***
Sie würde Joachim auf jeden Fall
heiraten, auch wenn
sie nicht von ihm schwanger wäre.
Auch gegen den
Willen ihrer Mutter, die Joachim
erst recht nicht als
Schwiegersohn endlich akzeptieren
würde.
Nachdenklich blätterte Nina in
ihrem Tagebuch. Am
kommenden Samstag würde sie ihren
sechsundzwanzigsten
Geburtstag feiern. Und sie würde
sich an diesem
Tag mit Joachim verloben.
Genauso, wie sie es geplant
hatten. Sie freute sich auf das
Baby. Und eigentlich kam
es ihr auch sehr gelegen. Obwohl
sie mit Joachim noch
nicht länger als ein halbes Jahr
befreundet war. Aber sie
fühlten sich so voneinander
angezogen, als ob sie für
einander bestimmt wären. Bis
gestern, also Donnerstag,
den 06.Juni 1996 war sie mit
ihren Tagebuchnotizen
gekommen. Mit einem lauten Knall
schlug sie es zu.
[…]